Rassistische Reaktionen auf dunkelhäutiges Model in Tschechien

Was in vielen Werbekampagnen selbstverständlich ist, löste bei Lidl in Tschechien kontroverse Reaktionen aus: ein dunkelhäutiges Model in einem Werbeflyer. Der Discounter reagierte kühl und gelassen auf rassistische Kommentare und wurde dabei von der Politik und der Öffentlichkeit unterstützt.

Auf der Facebook-Seite von Lidl Tschechien ging es im Januar hoch her. Der Discounter hatte in einem Flyer für wöchentliche Aktionen und Angebote unter anderem ein Sweatshirt beworben, das von einem dunkelhäutigen Mann präsentiert wurde. Die Wahl des Models führte zu zahlreichen fremdenfeindlichen und rassistischen Kommentaren.

Lidl reagierte gelassen und besonnen auf die Anfeindungen. Das Unternehmen wird mit folgendem Kommentar auf einen Beitrag zitiert: „Da die Tschechische Republik ein Teil von Europa ist, wo Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Hautfarben leben, finden wir die Models in unserer Werbung vollkommen in Ordnung“. Die klare Haltung wurde rasch belohnt, denn im Laufe der Zeit reihten sich neben den xenophoben Kommentaren immer mehr Solidaritätsbekundungen und unterstützende Beiträge für den Discounter ein. Sogar Landwirtschaftsminister Marian Jurecka soll – laut tschechischer Nachrichtenagentur – die Kritik an einem schwarzen Model als „dumm“ bezeichnet haben. Der Minister für Menschenrechte, Jan Chvojka soll zudem gesagt haben, er kaufe seine neue Sportkleidung bei Lidl.

Experten zeigen sich von den rassistischen Ausbrüchen wenig überrascht. Die Tschechei hat einen der niedrigsten Ausländeranteile aller EU Staaten und Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Bevölkerung (!) in Ausländern eine Gefahr für den eigenen Wohlstand und die Sicherheit sieht. Diese Haltung wird von politischen Kräften geschürt, die das Lidl Motiv kritisierten und ‚typisch tschechische statt multi-kulturelle‘ Werbung erwarteten. Der deutsche Discounter sieht dies ganz anders und verweist auf seine europaweite Präsenz: „Je besser man die Welt kennt, desto mehr Toleranz entwickelt man gegenüber anderen. Daher kommen unsere Models aus allen Teilen der Welt”, so eine Sprecherin.

Andere Unternehmen zeigten in vergleichbaren Situationen weniger Stärke. So soll ein amerikanischer Konzern für seine polnische Website vorübergehend ein schwarzes Model gegen ein weißes getauscht haben.

Der aktuelle Werbeflyer von Lidl Tschechien enthält französische Motive und Produkte, unter anderem der Eigen-/Handelsmarke Duc de Coeur.