Viel im Bereich D&I zu tun gilt als etwas Gutes. Die Aktivitäten scheinen mit echtem Engagement gleichgesetzt zu werden. Und wenn die Kommunikation auch noch gelungen ist – oder zumindest bunt und mit netten Wortspielen – ist die Hochachtung quasi gesichert. Achten wir dabei genügend darauf, ob die gewünschten Effekte und Ergebnisse erzielt werden? Erkennen wir (an), dass wir manchmal eine Ebene tiefer gehen und höhere Ziele stecken sollten?
Die meisten Großunternehmen verfügen über mehr als zehn Jahren D&I Erfahrung. Dabei haben sie erfolgreiche Maßnahmen entwickelt und auch erfahren, was in ihrem Kontext oder für ihre Zielgruppen nicht erfolgreich ist. Da sich die meisten Indikatoren in die richtige Richtung entwickeln herrscht verbreitete Genugtuung und man findet seine Programme zumindest gut, wenn nicht großartig. Allerdings können wir einschätzen, dass häufig die belastbare Erfolgsmessung fehlt, vor allem wenn die Programme selbst klein sind und die Evaluation komplex wäre. Andererseits greifen auch Peer Review Mechanismen kaum, da nahezu alle ähnliche Maßstäbe anlegen und Ingroup-Mechanismen zu einer Stabilisierung über Lobklatsch führen.
Was also können wir tun – als D&I Experten? Wenn wir tatsächlich einen Unterschied machen wollen, sollten wir uns vor allem als echte Change-Manager und nicht als Programm-Manager verstehen. Denn die bestehende Situation ist ein Produkt vergangener (und noch etablierter) Prozesse. Um wirkliche Veränderungsenergie zu erzielen, müssen wir noch stärker auf unsere Zielgruppen eingehen – vor allem innerhalb der Organisationen – und uns die viele Teilgruppen vor Augen führen. Nur wenn wir ihre Sprache sprechen, die richtigen Impulse setzen und unsere Projekte genauso professionell managen und messen, können wir sie erfolgreich zu Veränderung bewegen. Dabei liegt es an uns, sowohl die großen Zusammenhänge wie auch die konkreten nächsten Schritte aufzuzeigen. Und wir müssen die weitere Entwicklung ebenso sachlich beschreiben wie emotional Begeisterung für neue Ansätze auslösen.
Ich bin überzeugt, dass ein zu allererst ein kritischer Blick auf das eigene Tun nötig ist, um anschließend neue Akzente und wirklich neuartige Impulse zu setzen. Seit 18 Jahren tragen wir zur ständigen Weiterentwicklung von D&I bei und wir freuen uns, immer wieder zu Innovationen für und mit unseren Kunden beizutragen. Da wir aktuell viel Selbstzufriedenheit wahrnehmen ist es ein passender Moment für etwas Ermutigung – und sei es nur dafür, noch besser zu werden. Dieser Newsletter enthält daher ein paar kritische Artikel. Wie immer wünschen wir spannende Lektüre und freuen uns über Feedback.
Beste Grüße
Michael Stuber